Lebensgefahr durch Brandrauch

Die Forderung nach Entrauchung ist nicht ohne Grund Bestandteil jeder Bauordnung in Deutschland. Denn nach wie vor gilt: Brandtote sind zu über 90 Prozent Rauchtote, die durch Einatmen eines toxischen und korrosiven Brandrauchgemischs sterben. Brandkatastrophen wie in den Wohnhochhäusern „Twin Parks" in New York im Januar 2022 oder im Londoner „Grenfell Tower“ im Juni 2017 zeigen leider immer wieder, wie präsent die Gefahren sind.

Lebensgefährliches Brandrauchgemisch

Brandrauch ist ein toxisches und korrosives Gemisch aus Gasen, Dämpfen und Feststoffen. Die genaue Zusammensetzung und Menge hängt von den Brandmaterialien und Brandbedingungen ab. Schon das Einatmen einer Lungenfüllung mit Brandrauch kann dann tödlich sein.

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Drei Bestandteile des toxischen Brandrauchs sind besonders gefährlich:

  • Giftige und ätzende Reizgase wie Schwefeldioxid und Chlorwasserstoff, die die Atemwege angreifen
  • Heißer Ruß, Flugasche und kontaminierte Aerosole, die eingeatmet Giftstoffe in die Lungen transportieren
  • Erstickungsgase, insbesondere Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Cyanwasserstoff (Blausäure), die in kürzester Zeit tödlich wirken

Brandtote sind Rauchtote

Der Brandtod durch Hitze und Flammen ist relativ selten – nicht zuletzt, weil Rauch sehr früh in der Brandphase entsteht und sich schneller ausbreitet als Feuer. Über 90 Prozent der Brandopfer sterben durch Einatmen des Brandrauchgemischs, das meist schon nach zwei bis vier Minuten lebensgefährdende Konzentrationen erreicht. Rauch nimmt den Fliehenden Sicht und Atem, Schwindel und Sehstörungen führen dann zu Orientierungslosigkeit und Panikreaktionen.

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Kohlenmonoxid: geruch- und geschmackloser „Killer“

Bei einer Verbrennung unter Sauerstoffmangel entsteht neben viel Ruß auch eine große Menge an Kohlenmonoxid (CO). Das farb-, geruch- und geschmacklose Gas blockiert den Sauerstofftransport im Blut. Es bindet sich bis zu 300-mal stärker an das Transportmolekül Hämoglobin als Sauerstoff.

 

Die Folgen sind – je nach Höhe der CO-Konzentration – fatal: von Bewegungs- und Sehstörungen bis hin zu rascher Bewusstlosigkeit schon nach drei bis vier Atemzügen. Und wer eine CO-Vergiftung überlebt, muss mit schweren lebenslangen Schädigungen des Nervensystems und der inneren Organe rechnen.

Entstehung hochgiftiger Blausäure

Gehören stickstoffhaltige Polymere (Kunststoffe) zum Brandmaterial, können erhebliche Mengen an hochgiftiger Blausäure (HCN) entstehen. Aufgenommen über Atmung und Haut, verursacht HCN große Schäden im menschlichen Körper.

Korrosiver Brandrauch gefährdet Menschen, Gebäude und Inventar

Neben der Toxizität ist die Korrosivität die zweite wesentliche Gefahrenquelle des Brandrauchs. Sie entsteht beim Verbrennen der im Gebäude vorhandenen Materialien. Dieses Rauchgas enthält u. a. chemische Bestandteile, die unmittelbar oder bei Kontakt mit Wasser zersetzende starke Säuren bilden. Sie lagern sich mit Ruß vermischt als übelriechender, teerähnlicher Belag ab, der extrem gesundheitsschädlich ist und erhebliche Schäden an Bausubstanz und Inventar verursacht – mit hohen Folgekosten für Entsorgung und Sanierung.